Die SPD-Fraktion im Hessischen Landtag schlägt vor, sich in der Verkehrspolitik für die Metropolen des Landes die katalanische Hauptstadt Barcelona zum Vorbild zu nehmen. „Das Barcelona-Modell ist in Stellen wegweisend für eine nachhaltige Entlastung der Innenstädte vom Autoverkehr und für mehr Lebensqualität in der Großstadt“, so der verkehrspolitische Sprecher und stellvertretende Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Tobias Eckert. Seine Fraktion habe daher einen Beschlussantrag eingebracht, der die Landesregierung auffordert, insbesondere zwei Bausteine aus dem Konzept der Stadt Barcelona auf ihre Anwendbarkeit für die hessischen Metropolregionen zu überprüfen (s. Anlage).

Die eine Maßnahme ist der Tausch von Altautos gegen ein Drei-Jahres-Ticket für den öffentlichen Nahverkehr: Wer in Barcelona ein altes Fahrzeug mit Verbrennungsmotor abgibt, kann im Gegenzug drei Jahre lang kostenlos ÖPNV der Stadt benutzen. Das dortige Angebot gilt für Dieselautos, die höchstens die Abgasnorm Euro 3 erfüllen, für Benziner bis Euro 2 und für Motorräder bis Euro 1. „Dieses Modell sollte Hessen für seine Metropolregionen unbedingt prüfen“, so Tobias Eckert, „denn jedes dieser Altautos ist, wenn es von der Straße verschwindet, ein Gewinn für die Luftqualität und damit auch für die Lebensqualität in den Städten. Und für die Besitzerinnen und Besitzer solcher Fahrzeuge rechnet sich der Eintausch vermutlich auch.“

Der zweite Barcelona-Baustein ist die Einrichtung von so genannten „Superblocks“: Dabei werden mehrere Häuserblocks zusammengefasst zu einer Zone mit besonderen Verkehrsbeschränkungen. Innerhalb der Superblocks haben Fußgänger und Radfahrerinnen Vorrang, auf zweispurigen Straßen wird dem Autoverkehr eine Spur genommen und auf den verbleibenden Einbahnstraßen gilt ein Tempolimit von maximal 20 Stundenkilometern. „Was zunächst radikal klingt, funktioniert im Alltag von Barcelona seit 2016 ganz hervorragend“, erläuterte Tobias Eckert: „Nachdem sich anfangs vor allem Geschäftsinhaber gegen die Superblocks gewehrt haben, stellt sich nun heraus, dass vom Ladensterben keine Rede sein kann. In den bisher gestalteten Superblocks von Barcelona gibt es heute 30 Prozent mehr Geschäfte als vorher. Auch deswegen finden meine Fraktion und ich, dass auch dieses Konzept in den hessischen Metropolregionen geprüft und erprobt werden sollte.“

Ob die Superblocks sinnvoll in ein örtliches Verkehrskonzept eingebunden werden könnten, müssten letztlich die Kommunen entscheiden, so Eckert. „Aber das Land muss die großen Städte in die Lage versetzen, das Modell zu prüfen und – wenn es möglich erscheint – auszuprobieren. Deswegen fordern wir von der Landesregierung, Mittel für die erforderlichen Gutachten und für Versuchsprojekte zur Verfügung zu stellen.“