Die Obfrau der SPD-Landtagsfraktion im Untersuchungsausschuss „Hanau“, Heike Hofmann, zur heutigen Sitzung: „Die heutige Sitzung zeigte eindeutig, dass das Notrufsystem der Polizeistation Hanau I seit 2001 ungenügend ausgestaltet war. Leider kann man in Anbetracht der Geschehnisse nicht von einer Fehlerkultur der Verantwortlichen und der Führungskräfte sprechen und dies verleiht den Bestrebungen um Aufklärung eine bittere Note.“
Auch Staatsanwalt Links bestätige die zu einer Bewältigung einer Anschlagslage vollkommen unzureichende Infrastruktur der Polizeistation Hanau I.
„Der Innenminister hätte schon im Jahre 2002, mindestens mit der Einrichtung eines Notrufüberleitsystems durch den Netzanbieter, Abhilfe schaffen müssen, damit die Wache der Polizeistation Hanau I ihre Aufgaben ordnungsgemäß hätte wahrnehmen können. Das Chaos war vorprogrammiert. Die Verantwortlichen wussten von bestehenden Mängeln, sowohl in personeller als auch technischer Hinsicht.“ Das Polizeipräsidium Südosthessen habe technisch hinter allen anderen Polizeipräsidien Hessens weit zurückgelegen. Hofmann: „Die Verantwortlichen wollten jedoch bezüglich der Mängelbeseitigung erst auf den Neubau warten und ruhten sich darauf aus. Dass dieser statt 2013/2014 erst im Jahre 2021 erfolgte, macht es nicht besser.“
Ein Lösungsansatz, der eine Besserung der Situation vorsehe, sei zu keinem Zeitpunkt erfolgt. Die Möglichkeit, über den Netzbetreiber einen Notrufüberlauf einzurichten, um mehr als nur zwei Notrufe zur gleichen Zeit beantworten zu können, sei ignoriert worden. „Es gab nur zwei Notrufannahmeplätze. Ein dritter Anrufer konnte schon gar nicht durchgestellt werden. Noch fataler: Eine Überleitung der Anrufe zu anderen Polizeistationen war nicht vorhanden. Die Folge: Von den ohnehin nur zwei verfügbaren Notrufannahmeplätzen, war im Laufe des Anschlagsgeschehens nur einer besetzt. Ein Beamter sah sich aufgrund des Kräftemangels und der bestehenden Notlage dazu gezwungen, seinen Platz zu verlassen, um zum Tatort zu gehen. Das wiederum führte dazu, dass zahlreiche Notrufe unter der Notrufnummer 110 nicht durchgestellt oder entgegengenommen werden konnten. Hätte man durch das Bereitstellen der technischen Möglichkeiten vielleicht sogar den Tod von Vili-Viorel Păun und den zweiten Tatort verhindern können? Hier hat die Behördenleitung jegliches Verständnis für technische Mittel vermissen lassen und die fehlende Organisation einer effektiven und sicheren Gefahrenabwehr zu verantworten. Das steht bereits jetzt fest. Die Angehörigen verdienen ein Fehlereingeständnis, aber auch darauf werden sie leider lange warten müssen“, so Heike Hofmann.