Nach einer aktuellen Berechnung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fehlen in Hessen mindestens 12.000 neue Lehrkräfte. Die heute präsentierte Lehrkräftebedarfsberechnung auf der Basis von Zahlen der Kultusministerkonferenz (KMK) und des Hessischen Statistischen Landesamts (HSL) kommentiert der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Christoph Degen, wie folgt:
„Was die Spatzen schon lange von den Schuldächern pfeifen, liegt jetzt auch als wissenschaftlich basierte Modellrechnung vor: Der aktuelle Lehrkräftemangel wird sich in den kommenden Jahren massiv verschärfen. Zwar fehlen deutschlandweit Lehrkräfte, aber in Hessen wird die Lücke riesig sein. Angesichts der Tatenlosigkeit von Schwarzgrün ist die Prognose besorgniserregend. Die Schönfärberei der CDU, die die Grünen in den letzten 10 Jahren klaglos mitgetragen haben, trägt bittere Früchte.“
Der Berechnung zufolge steige der Bedarf bundesweit auf 63.000 an, allein in Hessen werde er bei 12.000 Lehrkräften liegen. Gute Bildung brauche auch gut qualifizierte Lehrkräfte. „Von diesem Prinzip ist Hessen unter Schwarzgrün immer weiter abgewichen. Um den Unterrichtsausfall zu kaschieren, werden die Lücken mit Vertretungskräften ohne Lehrbefähigung gestopft, was auf Kosten der Bildungsqualität geht. Das Land muss mehr tun als Zahlen schönzureden. Das mindeste wäre, dass der Ministerpräsident endlich durchgreift und dafür sorgt, dass noch vor der Landtagswahl Zahlen auf den Tisch gelegt werden und damit offenbart wird, wie viele Lehrerstellen in Hessen nicht besetzt sind. Was haben die Herren Rhein und Lorz zu verbergen“, kritisierte Degen.
Die SPD habe mehrfach Maßnahmen zur Beendigung von Lehrkräftemangel und Unterrichtsausfall vorgeschlagen, die Schwarzgrün ausnahmslos abgelehnt hat. „Wir wollen die Studienkapazitäten weiter ausbauen und die Attraktivität von Studium, Vorbereitungsdienst und überhaupt der Lehrertätigkeit verbessern. Wir wollen Entlastungen und mehr Personal mit weiteren Professionen an die Schulen holen. Überlastungen und Lehrkräftegesundheit müssen ernst genommen werden und nicht wie eine Begleiterscheinung auf einem Beipackzettel abgetan werden. Das schreckt den Lehrkräftenachwuchs derzeit ab, den wir dringend brauchen“, sagte Degen.
Die hessische SPD fordere im Wahlkampf 12.500 Menschen zu qualifizieren und mit einer Lehrbefähigung auszustatten. „Wenn wir gute Bildung wollen, können wir nicht nur auf grundständig ausgebildete Lehrkräfte setzen, sondern müssen auch viel stärker Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger aus anderen Berufen qualifizieren. Aktuell arbeiten bereits 10.000 Menschen als Vertretungslehrkräfte an unseren Schulen. Dieses Potential gilt es zu nutzen. Dann werden wir die Lücke schließen können. Voraussetzung ist, ihnen Perspektiven zu bieten, sie weiter zu qualifizieren und zu entfristen. Sommerferienarbeitslosigkeit muss ein Ende haben. Wir können es uns nicht länger leisten, diese Menschen mit Kettenverträgen unter prekären Arbeitsbedingungen fünf Jahre lang auszunutzen und dann wieder auf die Straße zu setzen“, so Degen.