Der Untersuchungsausschuss des Hessischen Landtags, der die Geschehnisse in der Terrornacht von Hanau ausleuchten soll (UNA 20/2), hat heute das erste Mal öffentlich getagt. Als Zeugen geladen waren zunächst eine Cousine des getöteten Kaloyan Velkov sowie ein Bruder und die Verlobte des getöteten Fatih Saraçoğlu.

Die Obfrau der SPD im Untersuchungsausschuss, Heike Hofmann, sagte am Freitag in Wiesbaden, die Aussagen der ersten Zeuginnen und Zeugen hätten erneut auf eine bedrückende Weise deutlich gemacht, welche Verwüstungen der rassistische Terroraschlag vom 19. Februar 2020 in den Leben der Angehörigen hinterlassen habe. „Wir haben nicht nur eine politische, sondern auch eine moralische Pflicht, genau zu klären, was in jener Nacht geschah, als neun junge Leben von einem rechtsextremen Terroristen ausgelöscht wurden. Die Zeugenaussagen heute waren bewegend, sie haben aufgerüttelt und sie haben gezeigt, wie tief das Vertrauen in den Staat und seine Institutionen bei jenen erschüttert ist, die bis heute um die Opfer des Anschlags trauern müssen.“

Insbesondere die erste Zeugin, Vaska Zlateva, gab an, dass selbst fünf Tage nach dem Attentat kein Vertreter der Behörden sie oder die Mutter des getöteten Kaloyan Velkov, welcher erst etwa 25 Minuten nach Eintreffen der Polizeibehörden aufgefunden wurde, über die Geschehnisse vom 19. Februar 2020 unterrichtete. Auch sei die erforderliche Anhörung vor der Vornahme der Obduktion unterblieben, wozu jedoch genügend Zeit gewesen sei. „Die große Aufgabe des Untersuchungsausschusses liegt nun darin, dieses Vertrauen wiederherzustellen. Das bedeutet, Antworten auf die vielen Fragen zu finden, die die Familien und Freunde der Toten an uns als Gesellschaft stellen. Ich hoffe, dass wir als Parlamentarier den Erwartungen gerecht werden können, die an uns gestellt werden.“