Der Sozial- und Integrationspolitische Ausschuss (SIA) des Hessischen Landtags hat sich heute auf Antrag der SPD mit der Ausbildungssituation in Hessen beschäftigt. Die von der Landesregierung aktuell vorgelegten Informationen und Zahlen bestätigen erneut, dass es auf dem Ausbildungsmarkt noch große Lücken gibt, deren Ursache häufig in der mangelhaften Berufsorientierung liegt. Dies hat sich auch zu Beginn des neuen Ausbildungsjahres nicht geändert.
Die stellvertretende Vorsitzende und ausbildungspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Lisa Gnadl, erklärte hierzu:
„Die duale Berufsausbildung bildet für viele junge Menschen die solide Basis für einen erfolgreichen Start ins Berufsleben und ist gleichzeitig ein wesentlicher Bestandteil für die Deckung des Bedarfs an Fachkräften. Damit Ausbildung und der mit ihr verbundene Übergang von Schule in den Beruf gelingen kann, müssen viele Räder ineinandergreifen. Die schwarzgrüne Landesregierung hat hier einen entscheidenden Beitrag zu leisten und in allen Bereichen für die richtigen Rahmenbedingungen zu sorgen. Hessen hat aber ein grundsätzliches Problem mit einer ungenügenden Berufsorientierung an den allgemeinbildenden Schulen und damit, dass sich zu wenige junge Menschen für eine Berufsausbildung entscheiden. Erforderlich sind Module zur Berufsorientierung in allen Schulformen, auch den Gymnasien, und mehr Lehrpersonal für das Fach Arbeitslehre.“
Gnadl bekräftigte ihre Forderung nach einer umlagefinanzierten Ausbildungsplatzgarantie: „Das duale System ist in Schieflage geraten. Hessen muss allen jungen Menschen ein Zukunftsversprechen geben können und unbedingt vermeiden, dass aus dem Fachkräftemangel ein Fachkräftekollaps wird. In nahezu allen Branchen und in nahezu allen Regionen Hessens wird derzeit nach gut ausgebildetem Personal gesucht. Darauf muss die Landesregierung reagieren.“
So könne beispielsweise ein Ausbildungsfonds einen wichtigen Beitrag zur Problemlösung leisten, der u.a. auch kleine Unternehmen, die Ausbildungsplätze anbieten, fördert und entlastet. Gleichzeitig müsse der Übergang von der Schule ins Erwerbsleben vereinfacht und ein praxisorientierter Berufseinstieg ermöglicht werden. Berufsorientierung und Berufsberatung müssten aus Sicht von Lisa Gnadl viel früher und in allen Schulformen stattfinden. Außerdem brauche es in Hessen bezahlbaren Wohnraum für Auszubildende in der Nähe ihres Ausbildungsbetriebs. Hierfür fordere die SPD die Unterstützung des Landes beim Aufbau von Azubiwerken in den Landkreisen. „In den Ballungsräumen wie auch auf dem Land fehlt bezahlbarer Wohnraum für Azubis. Das wollen wir ändern, um gute Rahmenbedingungen für Auszubildende zu schaffen“, so Gnadl.
Darüber hinaus müsse das Angebot der Beruflichen Schulen in der Fläche erhalten werden, damit sich der Ausbildungsrückgang nicht weiter verschärft. „Gerade hier erwarten wir von einer Landesregierung mehr Engagement für den Erhalt eines breiten Angebots nahe an den Ausbildungsstandorten. Mit der Konzentration von Fachbereichen auf wenige Standorte dünnt die Landesregierung die Fächervielfalt an den einzelnen Berufsschulen aus. Das ist das Gegenteil dessen, was nötig wäre. Schwarzgrün gefährdet so die Ausbildung in der Fläche“, sagte Lisa Gnadl.