Der Untersuchungsausschuss des Hessischen Landtags zu dem rassistischen Terroranschlag von Hanau (UNA 20/2) hat heute den Recherche-Koordinator der Agentur Forensic Architecture, Robert Trafford, vernommen.

Die britische Recherche-Agentur hat sich intensiv mit dem Attentat von Hanau und vielen seiner Detailaspekte befasst, so auch mit der Notausgangstür in der „Arena“-Bar, die in der Tatnacht verschlossen war und die regelmäßig Gegenstand in den Sitzungen des Untersuchungsausschusses ist.

Während die Staatsanwaltschaft Hanau im Ergebnis ihrer Ermittlungen zu der Auffassung gekommen ist, dass sich im Nachhinein nicht mit der erforderlichen Sicherheit feststellen lasse, ob die in der „Arena“-Bar Ermordeten vor dem Attentäter hätten flüchten können, wenn die Tür des Notausgangs nicht verschlossen gewesen wäre, vertritt das Recherche-Team um den Experten Trafford die Auffassung: Doch, Said Nesar Hashemi und Hamza Kurtovic hätten lebend aus der Bar entkommen könne, wenn der Notausgang offen gewesen wäre.

Trafford erläuterte vor dem Ausschuss, das Team von Forensic Architecture habe den zeitlichen Aspekt des Geschehens detailliert untersucht, indem jeweils die exakte Fluchtbewegung und die Fluchtgeschwindigkeit der einzelnen Personen berechnet und auf den Weg zur Notausgangstür übertragen wurden. Auf dieser Basis ergebe sich eindeutig, dass eine Flucht möglich gewesen wäre.

„Die Recherche-Ergebnisse von Forensic Architecture sind unbedingt ernst zu nehmen“, sagte die Obfrau der SPD-Fraktion im Untersuchungsausschuss, Heike Hofmann, dazu. „Die Methodik, mit der sich das Team aus Großbritannien der Frage, ob eine Flucht aus der Bar möglich gewesen wäre, genähert hat, berücksichtigt entschieden mehr messbare Faktoren als das die Staatsanwaltschaft Hanau in ihren Ermittlungen getan hat. Das Problem des verschlossenen Notausgangs lässt sich ohne das präzise Herangehen von Forensic Architecture nicht in der erforderlichen Tiefe betrachten. Es ist überaus misslich, dass die Staatsanwaltschaft darauf verzichtet hat, die Expertise von neutralen Gutachtern zu nutzen, und stattdessen nur mit Bordmitteln ermittelt wurde.“