Anlässlich der heutigen Regierungserklärung von Kultusminister Alexander Lorz (CDU) zu den Herausforderungen der Corona-Pandemie für Schulen erklärt der bildungspolitische Sprecher Christoph Degen im Hessischen Landtag:

„Die Aufholpakete von Bund und Land zum Abbau von Lernrückständen sowie von sozialen und psychischen Folgen der Pandemie müssen langfristig und verbindlich zu einem Masterplan Chancengleichheit zusammengefügt werden. Eine reine Bewältigung der Corona-Folgen, wie sich der Kultusminister dies mit seinem Rollback ins Jahr 2019 nach dem Motto ‚Weiter so!‘ vorstellt, ohne den offenkundigen Modernisierungsbedarf anzupacken, reicht nicht. Die Pandemie hat uns vor Augen geführt, wie unterschiedlich die Lehr- und Lernbedingungen in Hessen sind. Es darf nicht weiter sein, dass der Bildungserfolg davon abhängt, wo ein Kind zur Schule geht und ob es Eltern hat, die helfen können und sich einen Laptop für jedes Kind leisten können“.

Degen erinnerte daran, dass Kultusminister Alexander Lorz die Verantwortung dafür trage, dass die Schulen für 243.000 Schülerinnen und Schüler seit Dezember fast ein halbes Jahr geschlossen gewesen seien, anstatt Wechselunterricht zumindest an einigen Tagen zuzulassen. Zu viele Kinder und Jugendliche hätten den Anschluss verloren.

Die Pandemie habe wie ein Brennglas gewirkt und allen vor Augen geführt, wie weit Hessen bei der Digitalisierung hinterherhinke und wie wenig in der Vergangenheit passiert sei, so Degen: „Schönreden hilft wenig, wenn sich Probleme über Jahre anstauen und eine Landesregierung sich für nichts zuständig fühlt. Die Bildungsungerechtigkeit hat sich in den vergangenen Monaten durch Corona weiter zugespitzt. Es braucht Konzepte statt einer neuen Stabsstelle im Ministerium, die nach eineinhalb Jahren den Scherbenhaufen, für den Schwarzgrün verantwortlich ist, nur zusammenkehren soll.“ Dass es überhaupt Fortschritte bei der Versorgung der Lehrkräfte sowie der Schülerinnen und Schüler mit Laptops und Tablets gebe, gehe ausschließlich auf die Initiative des Bundes zurück, sagte Degen.

Er appellierte an die Landesregierung, den Fokus des Landesprogramms auf mehr individuelle Förderung, den Ausbau der Schulsozialarbeit und der Schulpsychologie sowie die Digitalisierung zu legen. Wichtig sei auch, dass sich der Minister für eine Verlängerung der Duldung von Teams und anderen von den Schulen genutzten Videokonferenzsystemen einsetze. Die angekündigte Bestandsanalyse sei gut, wenn sie eine Quantifizierung der ausgefallenen Unterrichtsstunden, eine stichprobenartige Erhebung der tatsächlichen Lernrückstände sowie endlich auch einen Überblick über die Ausstattung der Schulen umfasse. Schwarzgrün müsse mit Blick auf den Rechtsanspruch für den Ganztag an Grundschulen, der letzte Woche im Bundestag beschlossen wurde, auch den Bedarf an Ganztagsplätzen ermitteln. Für die SPD stehe außer Frage, dass Hessen ohne einen kräftigen Schub beim Ausbau von Ganztagsschulen auch bei der Förderung von Schülerinnen und Schülern nicht vorankomme, so Christoph Degen.