Die SPD-Fraktion im Hessischen Landtag hat in einer Online-Anhörung mit über 60 Expertinnen und Experten aus dem Schul- und Kitabereich über die zügige Realisierung des Rechtsanspruchs auf ganztägige Bildung und Betreuung für Grundschulkinder in Hessen diskutiert. Als Grundlage diente eine auf Hessen heruntergebrochene bedarfsorientierte Vorausberechnung des Forschungsverbunds von TU Dortmund und Deutschem Jugendinstitut.

„In Hessen fehlen nach Berechnung der TU Dortmund zwischen 54.000 und 71.000 zusätzliche Ganztagsplätze für Grundschulkinder. Wenn das Land den Rechtsanspruch bis 2029/30 erfüllen will, liegt noch ein hartes Stück Arbeit vor uns. Die bisherige Verweigerungshaltung der Landesregierung einen konkreten Ausbauplan vorzulegen, ist nicht länger hinnehmbar.

Wir haben deshalb den Dialog mit den relevanten Akteuren des schulischen und außerschulischen Bereichs aufgenommen und werden ihn fortsetzen. Zuvor hatte die schwarz-grüne Landtagsmehrheit eine überfraktionelle Landtagsanhörung verweigert. Überdeutlich geworden ist nun, dass der Schuh überall drückt“, so Christoph Degen, bildungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag. „Wir wollen, dass der Rechtsanspruch überall in Hessen gilt. In jedem Dorf und jedem Stadtteil, genauso für alle Kinder, egal mit oder ohne Beeinträchtigungen. Was wir jetzt brauchen, sind konkrete Ausbaupläne, Planungssicherheit und Finanzierungszusagen. Das wäre ein wichtiger Beitrag zur Chancengleichheit an Grundschulen.“

Lisa Gnadl, sozialpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, sieht das Land auch bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf in der Pflicht: „Schule bis 14:30 Uhr ist gut, aber für Eltern, die in der Kita eine Betreuung bis 17 Uhr oder länger hatten, ist das ein Ganztag-Light. Hier muss Schwarzgrün nachbessern, damit der Rechtsanspruch von acht Stunden an fünf Tagen in der Woche erfüllt werden kann. Hinzu kommt: Das Personal für den Ganztag wächst nicht auf Bäumen. Es muss jetzt ausgebildet und qualifiziert werden.“ Laut Studie bedarf es je nach Personalschlüssel zwischen 2.400 und 3.600 Vollzeitstellen. Das sei eine immense Zahl und angesichts des Fachkräftemangels im Kitabereich keine leichte Aufgabe. Nicht eingerechnet sei dabei das Personal, das bis 2029 in Rente gehe.