Im Rahmen der heutigen Sitzung des Hanau-Untersuchungsausschusses haben sich mehrere Sachverständige zur polizeilichen Kräftelage in der Nacht des rechtsterroristischen Anschlags am 19. Februar 2020 geäußert. Als Experte für polizeiliche Einsatzlagen und –taktik hinterfragte der Polizeipräsident des Polizeipräsidiums Hamm, Thomas Kubera, die äußerst defizitäre polizeiliche Kräftelage am Tatortgeschehen. So führte Polizeipräsident Kubera aus, dass sich polizeiliche Einsatzlagen in verschiedene Phasen und Einsatzabschnitte aufgliedere, es hierbei aber vorrangig immer darum gehe, einen vermeintlichen Täter zu lokalisieren und letztendlich zu stoppen sowie unter Beachtung des Selbstschutzes mögliche Opfer aus der Gefahrensituation zu retten. Nach Einschätzung Kuberas befanden sich die polizeilichen Einsatzkräfte vor Ort in einer extremen Belastungssituation, gleichzeitig wäre es vor dem Hintergrund der komplexen Einsatzlage notwendig gewesen, weitere Einsatzkräfte zu mobilisieren.
Hierzu äußerte sich die innenpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion und Obfrau im Hanau-Untersuchungsausschuss, Heike Hofmann, am Rande der heutigen Sitzung: „Insbesondere die heutige Stellungnahme von Polizeipräsident Kubera hat gezeigt, dass wir es in der Nacht des 19. Februar 2020 mit einer äußerst herausfordernden Einsatzlage zu tun hatten. Umso mehr stellt sich die Frage, ob vor diesem Hintergrund wirklich alle verfügbaren polizeilichen Einsatzkräfte mobilisiert und auch in den Folgetagen alle relevanten Akteure, inklusive Polizeipräsidien und Landeskriminalamt, tatsächlich eingebunden wurden. Ferner werden wir weiter in den Blick nehmen, inwieweit auch die psychosoziale Notfallbetreuung in solchen Ausnahmesituationen bereitgestellt und verbessert werden kann.“