Auf Antrag der Freien Demokraten hat der Hessische Landtag über die Zertifizierung des Staatswalds durch den Verein Forest Stewardship Council (FSC) debattiert. Einen von den Freien Demokraten geforderten sofortigen Austritt aus der FSC-Zertifizierung lehnte der forstpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Alexander Hofmann, in der Plenardebatte ab. Die Regierungsfraktionen von CDU und SPD strebten eine ergebnisoffene Evaluation der Staatswaldzertifizierung und ein Moratorium bis zum Jahr 2028 an.

Hofmann sagte am Donnerstag in Wiesbaden:

„Von den fast 900.000 Hektar Waldfläche in Hessen befinden sich 40 Prozent in Besitz des Landes. Der Zustand unseres Staatswaldes, wie allgemein unseres Waldes, ist zunehmend schlechter: Großkalamitätsereignisse, wie Dürre, Stürme und Käfer haben ihn stark geschädigt. Nur noch jeder fünfte Baum in Deutschland ist vollständig gesund.

Unser Ziel heißt daher, den Wald zu bewahren und ihn so zu entwickeln, dass er den kommenden Herausforderungen durch den Klimawandel gewachsen ist. Der Wald der Zukunft soll auch den kommenden Generationen eine lebenswerte Umwelt und ein lebenswertes Umfeld bieten.“

Die Evaluation und das damit einhergehende Moratorium führten ausdrücklich nicht dazu, dass der Naturschutz in den hessischen Staatsforsten abgebaut werde und auch nicht zu einem Abbau der sozialen Standards für die Beschäftigten entlang der Produktions- und Lieferkette. Die Auswirkungen auf die Sozialkammer des hessischen Staatswaldes werden kritisch betrachtet. „Erstens haben wir bereits ohne FSC einen sehr, sehr hohen Standard im Hessischen Staatswald. Zweitens hat die FSC-Zertifizierung durchaus ihre Berechtigung. Allerdings ist es unerlässlich, dass wir nun die Zertifizierung im Kontext der sich wandelnden Anforderungen an den Wald der Zukunft sorgfältig überprüfen und bewerten. Die nachhaltige Bewirtschaftung des Waldes erfordert nämlich einen ausgewogenen Ansatz, der ökologische, ökonomische und soziale Aspekte gleichermaßen berücksichtigt“, so Hofmann.

Mehrfache Versuche des Landes, beispielsweise bei FSC eine Revision der Standards zu erwirken, hätten leider keinerlei Fortschritt gebracht. Eine Kompromissbereitschaft in den entsprechenden Gremien bei FSC sei nicht erkennbar, das Gegenteil sei sogar der Fall: Sie blockierten sich gegenseitig. Der Austritt der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) und der RAL-Gütegemeinschaft (Vertretung der Forstunternehmer) aus der FSC habe man mit Sorge zur Kenntnis genommen. Die SPD sei ausdrücklich nicht gegen eine FSC-Zertifizierung, aber man sehe dringenden Handlungs-und Reformbedarf innerhalb des Vereins.