Über 50 Prozent der beschäftigten Frauen arbeiten im hessischen Landesdienst in Teilzeit, Männer nutzen die Möglichkeit der Teilzeitarbeit so gut wie gar nicht. In der Aussprache zum Bericht der Landesregierung zur Umsetzung des Hessischen Gleichberechtigungsgesetz (HGIG) kritisiert die frauenpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, Nadine Gersberg: „Kaum ein Vater, kaum ein Sohn eines pflegebedürftigen Elternteils reduziert seine Arbeitszeit, um sich zu kümmern. Das ist ein gesellschaftlicher Skandal. Und daran muss sich etwas ändern in unserer Gesellschaft, auch unter den Beschäftigten in den Ministerien und Behörden der Landesregierung“.

Ziel müsse sein, dass sich Frauen und Männer die Care-Arbeit teilten: „So müssen beide nur wenige Stunden ihrer Vollzeitarbeitstätigkeit reduzieren. Das ist insbesondere wichtig für die Rentenansprüche im Alter“, so Gersberg.

„Warum startet die Landesregierung als Arbeitgeber nicht einfach mal eine Kampagne und zeigt ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und potenziellen Bewerberinnen und Bewerbern, dass man es als Arbeitgeber begrüßt, wenn auch männliche Beschäftigte maßgebliche Versorgungsarbeit für die Familie leisten? Auch wenn dann Stunden reduziert werden.“

Klar müsse sein: „Eine Teilzeittätigkeit darf bei einem staatlichen Arbeitgeber kein Hemmnis für Beförderungen sein. Führungspositionen müssen immer auch in Teilzeit ausgeführt werden, müssen geteilt werden können. Nicht nur theoretisch, sondern auch tatsächlich.“

Auch die weiblichen Landesbediensteten stießen häufig noch an gläserne Decken. „Es gibt qualifizierte Frauen in den Häusern. Warum schaffen es viele nicht in den höheren Dienst? Die Maßnahmen, die getroffen werden, sind nicht ausreichend.“

An den hessischen Universitäten sei die Bilanz am Verheerendsten. Der Anteil von Professorinnen liege bei unter 30 Prozent – und das, obwohl die besten Studienabschlüsse von Frauen kämen. „An dieser Stelle bedarf es grundlegender, drastischer Maßnahmen, um die Situation endlich zu verbessern. Berufungen, Ressourcenverteilung und Arbeitsaufgaben innerhalb der Wissenschaft und Forschung müssen endlich gendersensibel und geschlechterneutral werden.“