Dr. Gerhard Scheuch war am heutigen Dienstag in der Sitzung der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag zu Gast. Dr. Gerhard Scheuch ist Physiker und gilt als einer der führenden Aerosol-Experten Deutschlands, der u.a. an Positionspapieren der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Gesellschaft für Aerosolforschung arbeitet. Er appellierte: „Um mit dem neuartigen SARS-CoV-2-Virus zu leben, brauchen wir eine neue Strategie. Die Strategie, das Virus zurückzudrängen oder gar auszurotten, ist gescheitert. Alle Experten sind sich inzwischen einig, dass eine dauerhafte Herdenimmunität nicht erreichbar ist, auch weil das Virus in manchen Menschen längere Zeit oder sogar dauerhaft überlebt und sich durch Mutationen ständig verändert.“
Oberstes Ziel dieser neuen Strategie sollte sein, vor allem die vulnerablen Gruppen zu schützen, Todesfälle durch das Virus zu verhindern, eine nach transparenten Kriterien nachvollziehbare Überlastung des Gesundheitssystems zu vermeiden und die Funktion der Infrastrukturen aufrecht zu erhalten. Darin sind sich Dr. Gerhard Scheuch und die parlamentarische Geschäftsführerin und gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Dr. Daniela Sommer, einig. Gerade die Umstellung auf „Leben mit Corona“ erfordere von allen Beteiligten mehr Mut und aktives Handeln, als der aussichtslose und populistische „Kampf gegen Corona“.
Dr. Sommer: „Schon lange fordern wir als SPD-Fraktion die Expertise der Aerosolforscher besser zu berücksichtigen. Dazu gehört auch, die Schutzmaßnahmen in Innenräumen aufrechtzuerhalten, da dort 99% der Infektionen stattfinden.“ Scheuch ergänzt: „Unsinnige Maßnahmen müssen abgeschafft werden. Zum Beispiel das Tragen einer Maske im Freien, da dort weniger als ein Prozent der Infektionen stattfinden. Ausgangssperren zum Beispiel sind nutzlos.“
Sommer favorisiere die von den Aerosolforschern vorgeschlagenen Maßnahmen, wie die Installation von Luftreinigungsgeräten, raumlufttechnischen Anlagen sowie von CO2-Monitoren, das Lüften oder Tragen von Masken in Innenräumen. Alle Maßnahmen, die in Innenräumen zu einer besseren Luftqualität führten, seien maßgeblich. Es gelte die vulnerablen Gruppen zu schützen. Dazu sollte nach Ansicht von Scheuch eine repräsentative Gruppe aufgebaut werden, um das Infektionsgeschehen dauerhaft zu beobachten. Daher fordere Sommer erneut ein Sentinel ähnlich wie bei der Influenza: „Ein Sentinel bzw. Monitoring wäre wichtig, um damit ein Frühwarnsystem zu etablieren und eine aufkommende Welle früh zu erkennen, um dann mit den entsprechenden Instrumenten und entsprechenden Schutzmaßnahmen reagieren zu können. Die Landesregierung sollte endlich aus dem vergangenen Jahr gelernt haben. Die Sommermonate bedeuten nicht, sich auszuruhen, um erneut im Chaos zu enden. Die Landesregierung sollte die Experten und die Expertise der Aerosolforscher einbinden und sinnvolle Maßnahmen für ein Leben mit Covid und über den Herbst vorhalten.“