Die stellvertretende Vorsitzende und sozialpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, Lisa Gnadl, begrüßt die Gründung des „Bündnisses Frühe Bildung Hessen“ (BFB Hessen). Die Gewerkschaften Erziehung und Wissenschaft (GEW) und Ver.di sowie der DGB Hessen/Thüringen und der Kita-Fachkräfteverband Hessen (KFV) haben dieses Bündnis heute begründet, um der Entprofessionalisierung der Arbeit in den Kitas entgegenzuwirken.
Lisa Gnadl sagte: „Die Kitas sind Bildungseinrichtungen, die zwingend auf gut ausgebildete Erzieherinnen und Erzieher angewiesen sind. Es herrscht unbestreitbar ein Fachkräftemangel, der aber nicht dazu führen darf, dass die Qualität in der frühkindlichen Bildung leidet. Insofern ist es richtig und wichtig, den Mangel an Fachkräften zu bekämpfen, wie es das Bündnis fordert. Dieser Kampf kann nur gewonnen werden, wenn die Arbeit in den Kitas attraktiver wird – und dazu gehört ganz wesentlich eine bessere Bezahlung der Erzieherinnen und Erzieher. Außerdem muss das Schulgeld während der Ausbildung komplett abgeschafft werden. Erst, wenn wieder mehr Menschen bereit sind, sich auf den Erzieherberuf einzulassen, wird es auch gelingen, die Arbeitsbelastung der Beschäftigten durch kleinere Kita-Gruppen zu reduzieren und die Fachkraft-Kind-Relation zu verbessern. Und dann steht auch wieder mehr Zeit für die mittelbare pädagogische Arbeit zur Verfügung.
Insgesamt brauchen wir ein gesamtgesellschaftliches Umdenken bei der Betrachtung der Arbeit in den Kitas: Die Beschäftigten dort legen die Grundlagen für die weitere Bildungsbiografie jedes einzelnen Kindes, das ihnen anvertraut wird. Dafür verdienen sie nicht nur mehr Geld, sondern auch die denkbar größte Wertschätzung von uns allen.
Angesichts von derzeit rund 27.000 fehlenden Kita-Plätzen in Hessen besteht aus meiner Sicht aber auch die Notwendigkeit, kurzfristige Maßnahmen zu ergreifen, um die Bildungs- und Betreuungsangebote überhaupt aufrecht erhalten zu können und um Kindern, die bisher keinen Kitaplatz haben, den Zugang zu frühkindlicher Bildung zu ermöglichen. Wir können schlicht nicht warten, bis diejenigen, die heute eine Ausbildung beginnen, in einigen Jahren als Fachkräfte in den Kitas ankommen. Eine moderate Öffnung des Fachkraftkatalogs hin zu multiprofessionellen Teams ist daher in der jetzigen Situation eine Lösung, die sich schnell realisieren lässt, die dazu beiträgt, den größten Personalmangel zu lindern und der sich die SPD-Fraktion deshalb nicht grundsätzlich verschließen will.
Allerdings ist der Gesetzentwurf, den die Regierungsfraktionen von CDU und Grünen dazu vorgelegt haben, ausbau- und verbesserungsfähig. Wir lehnen den schwarzgrünen Gesetzentwurf nicht ab, aber wir haben einige Änderungsvorschläge dazu, die wir ebenfalls ins Plenum des Hessischen Landtags einbringen werden.
Eine weitergehende Öffnung der Kitas für Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger birgt die Gefahr einer schleichenden Entprofessionalisierung der dort geleisteten Arbeit, dessen sind wir uns wohl bewusst. Deswegen fordern wir ein umfassendes, vom Land gefördertes Qualifikationsprogramm, das ausreichend Zeit für die Einarbeitung und die Weiterbildung der Beschäftigten, die keine vollständige Ausbildung als Erzieherin oder Erzieher mitbringen. Außerdem muss verbindlich festgelegt werden, dass die Anerkennung der erforderlichen Qualifikationen zügig gewährleistet wird.
Ganz wichtig ist uns, dass die Auswirkungen des erweiterten Fachkraftkatalogs jährlich evaluiert werden, um auf mögliche negative Entwicklungen unmittelbar reagieren zu können.
Wesentlich ist jedenfalls, dass das jahrelange Versagen der Landesregierung aus CDU und Grünen bei der frühkindlichen Bildung nicht länger zu Lasten der Kinder, Eltern und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geht.“