Der Hessische Landtag hat heute in einer Aktuellen Stunde über den Begriff „Heimat“ debattiert. In der Plenaraussprache sagte der SPD-Abgeordnete Knut John:
„Zum Glück hat sich die Definition des Begriffes ‚Heimat‘ verändert und geöffnet – so, wie sich unsere Gesellschaft verändert und geöffnet hat. Heimat ist nicht mehr zwingend der Ort, an dem man geboren wurde, sondern die Heimat der Menschen liegt heute dort, wo sie aus freier Entscheidung sein wollen. Der verstaubte, enge und engstirnige Heimat-Begriff, den die CDU in der heutigen Plenardebatte verteidigen will, existiert in den Köpfen der meisten Menschen schon lange nicht mehr.
Bereits vor vierzig Jahren hat der große Udo Jürgens festgestellt: ‚Heimat, das können so viele Dinge sein: Der Sender, den du hörst.
Die Straße, durch die du am Morgen zur Arbeit fährst. Das Mädchen an der Kasse, dort im Supermarkt. Der Nachbar, der dich immer freundlich grüßt. Die Frau, die du in deine Arme schließt…‘
So modern diese Interpretation von ‚Heimat‘ 1982 war, so selbstverständlich ist sie heute – jedenfalls außerhalb der hessischen CDU. Und wenn die Bundesinnenministerin Nancy Faeser nun fordert, den Begriff ‚Heimat‘ positiv zu besetzen und für das Hier und Jetzt zu definieren, dann kritisiert sie damit natürlich das konservative, überholte Heimat-Verständnis, das die CDU pflegt.
Und natürlich darf man die Antwort auf die Frage, was ‚Heimat‘ ist, nicht den Blut-und-Boden-Ideologen vom rechten Rand überlassen, für die Deutschland nur die Heimat von hier geborenen, am besten blonden und blauäugigen Menschen sein soll.
Oder, wie unser Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sagte: ‚Man darf die Sehnsucht nach Heimat nicht den Nationalisten überlassen.‘
Aber der CDU, die uns diese Heimat-Debatte heute im Hessischen Landtag beschert hat, geht es gar nicht darum, den überaus modernen Heimat-Begriff mit Leben zu füllen, den der große sozialdemokratische Ministerpräsident Georg-August Zinn geprägt hat, als er feststellte: ‚Hesse ist, wer Hesse sein will, und sich hier und jetzt zu uns bekennt.‘ Der CDU geht es darum, ein erzkonservatives Publikum zu bedienen und ein Weltbild zu restaurieren, das es so für die meisten Menschen nicht mehr gibt.
Für uns als SPD ist Heimat eine individuelle Entscheidung. Heimat ist dort, wo ein Mensch freiwillig und gerne lebt – und zwar in Freiheit, Frieden und Sicherheit. Das unterscheidet uns von einer hessischen CDU, die in ihrer Vorstellung von ‚Heimat‘ offensichtlich bis heute nicht aus den 1960er Jahren herausgekommen ist.“