Die sozial- und familienpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, Lisa Gnadl, hat in der Plenarsitzung am Mittwoch mehr Anstrengungen des Landes zur qualitativen Verbesserung der Kinderbetreuung gefordert. Die SPD hatte einen entsprechenden Antrag ins Parlament eingebracht.

Gnadl sagte dazu in der Debatte in Wiesbaden: „Familien sind auf eine gute, flächendeckende, zuverlässige und qualitativ hochwertige Kinderbetreuung angewiesen. Und dafür brauchen wir vor allem eins: genügend qualifizierte Erzieherinnen und Erzieher, die gute Arbeitsbedingungen in den Kitas vorfinden. Allerdings sieht die Realität in Hessen leider ganz anders aus.“

Die SPD-Angeordnete zitierte eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung, wonach in der Kinderbetreuung in Hessen rund 8.000 Fachkräfte fehlten, um eine gut Betreuungsqualität zu erreichen. „Und hierbei sind der dringend nötige Ausbau der Betreuungsplätze und die von vielen Eltern geforderte Ausdehnung der Betreuungszeiten noch nicht mal eingerechnet“, so Gnadl. Zugleich habe ein Großteil der hessischen Städte und Gemeinden massive Schwierigkeiten, qualifiziertes Personal zu finden.

Da sich diese Probleme schon länger abzeichneten, habe die SPD bereits in der letzten Legislaturperiode einen eigenen Gesetzentwurf zur Chancengleichheit und zur Qualitätsverbesserung in der frühkindlichen Bildung eingebracht, der damals allerdings von CDU und Grünen abgelehnt worden sei. An die Adresse der schwarzgrünen Regierungskoalition sagte Gnadl: „Das alles zeigt doch deutlich, dass CDU und Grüne ihrer Verantwortung in Hessen in den letzten Jahren nicht gerecht geworden sind. Die Problematik des Fachkräftemangels im Bereich der Kitas spitzt sich von Jahr zu Jahr immer weiter zu.“

Nun wolle die Landesregierung den genannten 8000 notwendigen Stellen in der Kindertagesbetreuung lediglich 200 bezahlte Ausbildungsgänge entgegensetzen, also lediglich ein Vierzigstel der benötigten Kräfte. So werde die Situation in den hessischen Kindertagesstätten keinesfalls verbessert. „Wir müssen die Plätze an den Berufsfachschulen, Fachhochschulen beziehungsweise Hochschulen massiv ausweiten und auch das Modell der praxisintegrierten, vergüteten Ausbildung stärken. Zudem muss die Ausbildung zur Erzieherin oder zum Erzieher komplett gebührenfrei und eine angemessene Ausbildungsvergütung sichergestellt werden. Aber auch die Arbeitsbedingungen in den Kitas müssen besser werden durch bessere Entlohnung, bessere Personalschlüssel, mehr Zeit zur Vor- und Nachbereitung, mehr Puffer für Zeiten von Urlaub, Krankheit und Fortbildung sowie den Wegfall von strukturellen Anreizen in der Kita-Förderung, die dazu führen, das Kita-Personal unfreiwillig nur Teilzeit arbeiten kann“, forderte Gnadl. Dafür müsse auch die Landesregierung eigene Mittel in die Hand nehmen und nicht nur Gelder der Kommunen und des Bundes für den Ausbau der Betreuungsqualität verwenden.