In der aktuellen Stunde zur Debatte um die Ablehnung durch Schwarzgrün von kleineren Klassen, betont die SPD-Landtagsabgeordnete Karin Hartmann, dass in den kommenden Jahren verstärkt der Focus auf den Kita- und den Grundschulbereich gelegt werden müsse, vor allem wenn es um gute Bildungs- und Lebenschancen für alle Kinder gehe.

Bildungsforscher gingen davon aus, dass insbesondere Kinder aus einkommensschwachen Elternhäusern und leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler durch den Lockdown zusätzlich in ihren kognitiven, emotionalen und sozialen Entwicklungen beeinträchtigt würden. Deshalb sei es wichtig, so schnell wie möglich Konzepte und eine Strategie zur Aufarbeitung von Nachteilen vorzulegen.

„Ein Verweis auf das Programm ‚Löwenstark – der BildungsKICK‘, mit dem Hausaufgabenhilfen, Bewegungsangebote und zusätzliche sozialpädagogische Fachkräfte finanziert werden können, reicht nicht aus. Es ist nicht nur eine Frage der Finanzierung. Die schwarzgrüne Landesregierung sollte erläutern, wo sie die zusätzlichen sozialpädagogischen Fachkräfte hernehmen will“, so Hartmann.

Erfolgreicher Unterricht an Grundschulen sei nicht nur die Vermittlung von Fähig- und Fertigkeiten wie Lesen, Rechnen und Schreiben lernen, sondern basiere vielmehr auf Beziehungsarbeit. Gerade unter schwierigen Rahmenbedingungen bräuchten Lernende den persönlichen Kontakt. In den letzten Jahren seien viele zusätzliche Belastungen auf Lehrende und Lernende hinzugekommen, wie zum Beispiel die kurzfristige Einarbeitung in digitale Lehr,- und Lernmethoden, die Gewährleistung des Datenschutzes und das Einhalten und Durchführen von coronabedingten Auflagen.

Karin Hartmann: „Soziale Fachkräfte in multiprofessionellen Teams dürfen nicht nur Ausfallbürge für fehlende Lehrkräfte, sondern müssen integraler Bestandteil eines Konzepts sein, das darauf aufgerichtet ist, Kinder zu fordern und zu fördern und ein konstruktives Lernumfeld zu schaffen. Um von Schulschließungen besonders betroffene Kinder nicht zu Bildungsverlierern zu machen, müssen deren Defizite möglichst zeitnah aufgearbeitet werden. Was die Bewältigung von sozial- emotionalen Auswirkungen der Pandemie anbelangt, sollte sich Schwarzgrün auch endlich dazu durchringen, den Widerstand gegen die Mitfinanzierung von echter Schulsozialarbeit aufzugeben und diese flächendeckend zu ermöglichen. Notwendig für eine Verbesserung der Lernsituation am Schulanfang ist auch eine bedarfsgerechte Aufstockung der Stunden für sozialpädagogische Fachkräfte in Schuleingangsstufen.“

Was die Wirkung von kleineren Grundschulklassen anbelange, habe diese entgegen den Aussagen des Kultusministers sehr wohl eine Auswirkung auf den Unterrichtserfolg. Die Studie von Bach und Sievert aus dem Jahr 2018 belege, dass kleinere Klassen mit unter 20 Kindern in Grundschulen insbesondere in den Fächern Deutsch und Mathematik zu besseren Leistungen führten und die Wahrscheinlichkeit einer Klassenwiederholung reduziere.

Zukünftiger Wohlstand werde mehr denn je davon abhängen, dass kein Kind zurückgelassen und eine bestmögliche Bildung ermöglicht werde. Wenn dies nicht gelinge, verspiele man die Zukunft der jungen Generation.

„Belassen Sie es bitte nicht bei Lippenbekenntnissen. Wenn Sie schon nicht bereit sind, die Klassenhöchstgrenzen zu reduzieren, legen Sie ihre Konzepte und Strategien offen, damit alle Grundschulen nicht nur theoretisch, sondern auch faktisch auf die Angebote zugreifen können und vermeiden Sie unnötige bürokratische Hürden“, so Hartmann.