Der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, Günter Rudolph, fordert von der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung (HLZ), die Grablege von Paul von Hindenburg in der Marburger Elisabethkirche aus der Liste der „Lern- und Erinnerungsorte der Demokratiegeschichte in Hessen“ zu streichen. Verantwortlich für die Zusammenstellung der Lern- und Erinnerungsorte zeichnet der Direktor der HLZ, Alexander Jehn. Mit der aktuell 16 Orte umfassenden Liste will die HLZ nach eigener Aussage „bewusst zur Debatte anregen“.
Günter Rudolph sagte dazu am Donnerstag in Wiesbaden:
„Es ist die Aufgabe der HLZ, die Diskussion über die Entstehung, die Ausgestaltung und die Zukunft unserer Demokratie lebendig zu halten. Aber mit der Entscheidung, das Hindenburg-Grab zu einem Erinnerungsort der Demokratiegeschichte zu erheben, haben sich die Landeszentrale und ihr Direktor Jehn einen absurden Fehlgriff geleistet. Denn es ist eine historische Tatsache, dass Paul von Hindenburg die Demokratie verachtete und als Reichspräsident zielstrebig auf deren Abschaffung hingearbeitet hat. Hindenburg als ‚politisch umstritten‘ darzustellen, wie es die HLZ auf ihrer Homepage tut, ist eine skandalöse Verharmlosung dieses Mannes, der offensiv die antisemitische ‚Dolchstoßlegende‘ vertrat, sich zum Steigbügelhalter Adolf Hitlers machte und letztlich der nationalsozialistischen Barbarei den Weg ebnete.
Die vom Direktor der HLZ höchstselbst formulierte Begründung für die Aufnahme des Hindenburg-Grabs in die Liste der demokratiegeschichtlichen Erinnerungsorte ist skandalös. Denn sie zeichnet sich durch eine unerträgliche Geschichtsvergessenheit aus. Die Art und Weise, wie der HLZ-Direktor die schändliche Rolle Hindenburgs im Kampf der Reaktionäre und Monarchisten gegen die erste deutsche Demokratie in diesem Text relativiert und verharmlost, ist nicht hinnehmbar.
Die HLZ ist die zentrale Einrichtung der politischen Bildung in Hessen und muss über jeden Verdacht des geschichtlichen Revisionismus erhaben sein. Deswegen muss Hindenburgs Grablege schleunigst aus der Liste der Erinnerungsorte der deutschen Demokratie entfernt werden. Und die Landesregierung muss sich fragen, ob der verantwortliche Direktor Alexander Jehn an der Spitze der HLZ noch tragbar ist. Zweifel an seiner Eignung sind jedenfalls angebracht. Denn er hält die plumpe politische Provokation offensichtlich für einen wertvollen Debattenbeitrag und offenbart damit ein bedenkliches Abgrenzungsproblem. Für die Landesregierung ergibt sich daraus jedenfalls ein Personalproblem an der Spitze der HLZ, dem sie sich stellen muss.“