Der Hessische Landtag hat heute auf Antrag der Regierungsfraktionen von CDU und Grünen über die Zukunft Hessens als Standort für die Gesundheits- und Pharmawirtschaft beraten.
In der Plenardebatte sagte Tobias Eckert, der stellvertretende Vorsitzende und wirtschaftspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion:
„Der Gesundheits- und Pharmasektor ist eine Schlüsselbranche für Hessen und bietet viele Beispiele für innovatives, zukunftsgewandtes unternehmerisches Handeln. Damit die Unternehmen, die schon hier sind, auch hier bleiben und damit sich künftig noch mehr Gesundheits- und Pharmafirmen vom Standort Hessen überzeugen lassen, braucht es allerdings jetzt die richtigen industriepolitischen Rahmenbedingungen.
Gerade während der Corona-Pandemie hat die Branche ihre große Innovationsfähigkeit unter Beweis gestellt und sich sehr schnell der Krisenlage angepasst. Und das war nicht nur eine Leistung der Unternehmensführungen, das war insbesondere eine Leistung der vielen hervorragend ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die diese Prozesse mitgetragen haben. Man sollte das durchaus so interpretieren, dass die Gesundheits- und Pharmabranche in Hessen die unabweisbaren industriellen Transformationsprozesse als Chance wahrnimmt und ihr Innovationspotenzial voll ausgespielt hat. Es sollte uns allen daran gelegen sein, dass die Freude an der Erneuerung und am Fortschritt in unserem Land erhalten bleibt.
Wenn wir wirklich wollen, dass sich Unternehmen aus der Gesundheits- und Pharmabranche für eine Zukunft in Hessen entscheiden, muss das Land, muss die Landesregierung dafür auch etwas tun.
Zum Beispiel bei den Planungs- und Genehmigungsverfahren für neue Produktionsstätten, die bisher doch eher träge ablaufen. Hier müsste der Wirtschaftsminister handeln, um die Verfahren zu verkürzen und zu beschleunigen, wenn er sich nicht weiter dem Verdacht aussetzen will, auch dieses Thema sei ihm letztlich egal.
Zu einer guten Standortpolitik – nicht nur, aber auch für die Gesundheits- und Pharmabranche – gehört auch, dass die Resilienz der Unternehmen gegenüber externen Schocks, zum Beispiel Lieferengpässe oder krisenhafte geopolitische Lagen, verbessert wird. Wir erleben in diesen Tagen, Wochen und Monaten doch überall, wie falsch es beispielsweise war, die Produktion von pharmazeutischen und chemischen Grundstoffen fast vollständig ins vermeintlich billigere Ausland zu verlagern. Nachhaltige Industriepolitik würde bedeuten, gemeinsam mit den Unternehmen eine Basisstruktur zu schaffen, die Ersatz leisten kann, wenn am anderen Ende der Welt die Herstellung und die Lieferung von Grundstoffen nicht mehr gewährleistet werden kann.
Aber mit solchen lebensnahen Überlegungen halten sich CDU und Grüne ebenso wenig auf wie mit der Frage des Fachkräftemangels, der die Leistungsfähigkeit der deutschen und der hessischen Industrie insgesamt gefährdet. Dass es ohne eine ausreichende Anzahl an gut ausgebildeten Beschäftigten, die für gute Arbeit gutes Geld bekommen, nicht geht, das wissen wir seit Jahren – und das wird ebenso lange von der schwarzgrünen Landesregierung ignoriert. Sehr viel länger kann sich Hessen so viel Nichtstun in der Industriepolitik nicht mehr leisten.“