Die SPD-Fraktion im Hessischen Landtag und die SPD Hessen haben sich kurz vor der Landtagswahl beim Thema „kostenfreie Meisterausbildung“ durchgesetzt: Der Wirtschaftsausschuss des Landtags hat heute einen Entschließungsantrag verabschiedet, der vorsieht, die Meisterausbildung und vergleichbare Berufsabschlüsse kostenfrei zu machen. Der Beschluss bedeutet für die Regierungsparteien CDU und Grüne eine vollständige Kehrtwende, denn bis vor Kurzem hatten deren Landtagsfraktionen – ebenso wie die noch amtierende Landesregierung – entsprechende Vorstöße der SPD stets abgelehnt.

Die Fachsprecherin der SPD-Landtagsfraktion für Fragen des Handwerks, Elke Barth, bemerkte dazu am Mittwoch in Wiesbaden:

„Offensichtlich stehen CDU und Grüne kurz vor der Landtagswahl so unter Druck, dass sie endlich doch bereit sind, das Richtige zu tun und die Meisterausbildung kostenfrei zu machen. Sie plagiieren damit zwar eine langjährige Forderung der SPD, aber wenn es der Sache dienlich ist, nehmen wir den Ideenklau der Regierungsfraktionen gerne hin.

Meine Fraktion und ich haben seit Jahren dafür gekämpft, berufliche und akademische Bildung wirklich gleichzustellen: Studierende zahlen bis zum Masterabschluss keine Gebühren, während auf dem Weg zum Meistertitel Kosten von bis zu 16.000 Euro anfallen können, die bislang von den angehenden Meisterinnen und Meistern selbst getragen werden müssen.

Wenn diese finanzielle Hürde nun beseitigt wird, ist das auch ein Beitrag zur Bekämpfung des massiven Fachkräftemangels in unserem Land. Das Handwerk gehört in Hessen zu den wichtigsten Säulen des Mittelstands, aber viele Handwerksbetriebe sind in ihrem Fortbestand gefährdet, da Jungmeister fehlen. Allein in Hessen werden in den nächsten Jahren Nachfolger für 11.000 Betriebe gebraucht. Die Suche nach jungen Leuten, die das Geschäft weiterführen, kann mit dem kostenfreien Meister erleichtert werden.

Dass die CDU die Kostenbefreiung für Meisterschüler zuerst auf ihre Wahlplakate gedruckt und dann – gestern Abend – gemeinsam mit den Grünen einen entsprechenden Antrag im Landtag gestellt hat, spricht für sich. Aber wenn das Ergebnis das richtige ist, spielt es für uns keine Rolle mehr, dass hinter der 180-Grad-Wende der Regierungsfraktionen erkennbar mehr Wahlkampfkalkül steht als echte Überzeugung. Denn manchmal führen eben auch die falschen Motive zum richtigen Weg.“