Eine weltumspannende Virus-Pandemie, ein Krieg mitten in Europa und die aus beidem entstandenen Verwerfungen der globalen Wirtschaft – die vergangenen drei Jahren haben den Menschen viele soziale Sicherheiten genommen und neue wirtschaftliche Ängste ausgelöst. Die Zahl derer, die sich vor dem sozialen Abstieg fürchten, ist gestiegen. Am Ende dieses Abstiegs kann der Verlust der eigenen Wohnung und der Absturz in die Obdachlosigkeit stehen.

Dazu sagte Lisa Gnadl, die stellvertretende Vorsitzende und sozialpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag:

„Obdachlose Menschen werden oftmals nur als Störung im Stadtbild wahrgenommen, die vielfältigen individuellen Probleme hinter dem Verlust der eigenen Wohnung bleiben für unsere Gesellschaft unsichtbar. Ich bin daher dankbar, dass die SPD-geführte Bundesregierung das Thema mit dem Nationalen Aktionsplan angeht und dem Thema der Wohnungslosigkeit eine größere politische Bedeutung beimisst. Damit steigen die Chancen, mit individuellen, netzwerkübergreifenden Initiativen denen zu helfen, die obdachlos sind, und für diejenigen, denen der Verlust des eigenen Zuhauses droht, das Schlimmste abzuwenden.

In Hessen muss dazu ein Netz von Fachstellen aufgebaut werden, die Präventionsarbeit leisten, um den Verlust der eigenen Wohnung abzuwenden. Denen, die bereits obdachlos sind, müssen niedrigschwellige Angebote gemacht werden können. Außerdem ist eine landesweite Struktur der Wohnraumhilfen erforderlich. Die Hilfs- und Unterstützungsangebote sollten idealerweise so gebündelt werden, dass wohnungslose Menschen eine zentrale Anlaufstelle haben und nicht von einer Behörde zur nächsten geschickt werden. Denn viele der wohnungslosen Menschen leiden unter körperlichen und psychischen Erkrankungen, die ihnen die Erledigung von Behördenangelegenheiten erschweren oder gar unmöglich machen. Deswegen muss das Land die Kommunen dabei unterstützen, die Hilfsangebote im Sinne derer, die sie benötigen, umzugestalten.

Zum Kampf gegen die Wohnungslosigkeit gehört ebenso zwingend, die Zahl der öffentlich geförderten Wohnungen wieder zu erhöhen, deren Mieten auch für Gering- und Mittelverdiener bezahlbar sind. Dafür stellt die Bundesregierung eine Förderung von 14,5 Milliarden Euro bis 2026 bereit, die aber nur dann Wirkung entfalten kann, wenn sich die Länder aktiv an der Verstärkung des sozialen Wohnungsbaus beteiligen. An dieser Stelle fehlt es der amtierenden hessischen Landesregierung bedauerlicherweise an Engagement und Ehrgeiz.

Die Menschen, die von Wohnungslosigkeit betroffen sind, brauchen eine Perspektive. Und diese Perspektive zu schaffen, ist und bleibt eine Aufgabe, von deren Lösung die schwarzgrüne Landesregierung zu meinem Bedauern noch weit entfernt ist.“