Beim Thema Studien-, Arbeitsbedingungen an hessischen Hochschulen sind die Fronten seit langem verhärtet. Studierende und Beschäftigte sowie wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Hochschulen beklagen prekäre Beschäftigungsbedingungen und fehlende Perspektiven, Hochschulen klagen über die weiterhin unzureichende Ausfinanzierung von Stellen und erhebliche Nachwuchsprobleme. Einen Ausweg aus dem Dilemma könnte aus Sicht der SPD-Fraktion ein gemeinsam entwickelter und bindender Kodex für gute Arbeit an Hochschulen sein.

Mit rund 30 Teilnehmern aus dem Hochschulbereich hat die SPD-Fraktion im Hessischen Landtag deshalb gestern darüber diskutiert, ob der 2014 in Nordrhein-Westfalen verabschiedete „Rahmenkodex für gute Beschäftigung“ ein Vorbild für Hessen sein kann. Der NRW-Kodex habe viele positive Effekte gehabt und deutlich gemacht, dass gute Arbeit deutlich mehr als eine Frage des Geldes sei, hatte der wissenschaftspolitische Sprecher Dietmar Bell aus den Erfahrungen NRWs berichtet. „Gute Arbeit ist damit eine Haltungsfrage“, resümierte die wissenschaftspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Dr. Daniela Sommer, „wir machen uns deshalb weiterhin für gute Beschäftigung an unseren Hochschulen stark. Wer gute Arbeitsbedingungen erreichen möchte, muss auch ein gutes Klima schaffen, um letztlich auch Erfolge erzielen zu können. Die Landesregierung muss deshalb dringend in einen Dialog mit den Hochschulen treten, in dem Probleme auch klar benannt und mit allen Beteiligten diskutiert werden können.“

Nach Ansicht der SPD-Fraktion könnten die Hochschulen mit einem solchen Kodex unter Beweis stellen, dass sie mit ihrer gewachsenen Autonomie verantwortungsbewusst umgehen können und gleichzeitig den Arbeitsplatz Hochschule attraktiver machen. Ziele müssten dabei der Abbau von befristeten Beschäftigungsverhältnissen von wissenschaftlichem Personal sein sowie die Einführung von Mindeststandards für deren Beschäftigungsverhältnis. Es brauche außerdem eine bessere Betreuung von Doktorandinnen und Doktoranden sowie echte Perspektiven für promovierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. „Gute Arbeitsbedingungen aller an Hochschulen Beschäftigten, zu denen natürlich auch Familienfreundlichkeit gehört, ist dabei eine Grundvoraussetzung“, machte Sommer deutlich, „Prekäre Beschäftigung ist vielleicht nicht die Regel an Hochschulen, aber sie ist leider auch nicht selten.“ Mit einem Kodex könnten stabile Beschäftigungsbedingungen und berechenbare Karrierewege verankert werden, so ihre Hoffnung.