In Hessen unterrichten 5.644 Lehrkräfte das Fach Musik ohne entsprechende Lehramtsausbildung. Das ergab die Kleine Anfrage der SPD zum „Lehrermangel im Fach Musik“. Im vergangenen Schuljahr seien dies alleine im Gymnasialbereich, wo es um weit mehr als nur Grundlagen geht, 12 Prozent der Musiklehrkräfte gewesen. An anderen Schulformen sei der Anteil deutlich höher.

„Musik zählt seit langem neben Religion, Sport, Englisch, Naturwissenschaften und Kunst zu den Mangelfächern in Hessen, insbesondere aber nicht nur an Grundschulen. In Hessen übersteigt der Bedarf das Angebot so deutlich, dass für den Unterricht immer mehr „Lehrkräfte“ ohne Lehramt, Lehrbefähigung oder Unterrichtserlaubnis eingesetzt werden, nur um die Stundentafeln irgendwie grundsätzlich zu erfüllen. Mangelverwaltung á la Lorz bedeutet Abstriche bei der Qualifikation der Lehrkräfte und damit eine Entwertung des Fachs Musik“, kritisiert der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion Christoph Degen.

Für die Landesregierung genüge es schon, wenn „musikaffine“ Lehrkräfte den Unterricht übernehmen. Auf diese Art den Mangel zu kaschieren, führe auf Dauer zu massiven Defiziten der musisch-künstlerischen Kompetenzen von Schülerinnen und Schüler, was gerade vor dem Hintergrund der mangelhaften Musikschulförderung in Hessen fatal sei. Besonders perfide sei die Rechtfertigung der Regierung. Laut Kultusministerium sei dies aus pädagogischen Gründen sogar gewollt. „Würden wir diese Einstellung von Schwarzgrün zum Fach Musik auf das Hauptfach Deutsch übertragen, wäre der Aufschrei sicher riesig. Niemand würde es gutheißen, wenn „deutschaffin“ als Qualifikation für Deutschunterricht ausreicht“, so Degen. „Statt Probleme anzugehen, wird der Mangel schöngeredet. Das ist das Grundproblem von schwarzgrüner Schulpolitik.“

Die SPD-Fraktion fordere die Landesregierung auf, zur Behebung des Lehrermangels den Blick auf andere Bundesländer zu richten und offensichtlich unattraktive eigene Angebote aus dem Verkehr zu ziehen. „Wenn an einem zweijährigen Weiterbildungskurs in den letzten drei Jahren (2019 bis 2021) nur 20 Lehrkräfte teilgenommen haben, um sich für das Fach Musik zu qualifizieren, dann sollte man sich ernsthaft fragen, wie sinnvoll die Maßnahme ist. Da erscheint uns die Idee, Musik als Didaktik-Fach ins Lehramtsstudium zu integrieren, eine bessere Alternative zu sein. Auf jeden Fall brauchen wir eine Aufwertung des Berufs und mehr Anreize sich entsprechend fortzubilden“, so Degen.