In der Aktuellen Stunde zum Bundesweiten Vorlesetag hat der bildungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, Christoph Degen, heute die Landesregierung für ihre Schaufensterpolitik kritisiert:

„Der alljährliche Vorlesetag im November ist ein wichtiger Beitrag, das Lese- und Sprachvermögen von Kindern zu fördern. Regelmäßiges Vorlesen hat viele positive Auswirkungen. Deshalb unterstützt die SPD-Fraktion den Vorlesetag seit vielen Jahren durch aktive Beteiligung – nicht nur plakativ an diesem Tag.

Der Vorlesetag ist kein Tag, um sich für politische Fehlentscheidungen und Fehlentwicklungen zu feiern, wie es Schwarzgrün durch die aktuelle Stunde versucht. Denn in den Grundschulen fehlen hunderte Lehrkräfte, übernehmen pädagogische Laien Klassenleitungen, weil zwei Jahrzehnte nicht in die Ausbildung neuer Grundschullehrkräfte investiert wurde. Auch hat Schwarzgrün es versäumt, die Qualität der Ausbildung zu verbessern, indem es hartnäckig am Schmalspurstudium von sechs Semestern festhält. Hinzukommt, dass eine angemessene Bezahlung für Grundschullehrkräfte, die das Fundament für den Bildungserfolg von Kindern legen, seit Jahren verweigert wird.

Die Ergebnisse des letzten IQB-Bildungstrends sind alarmierend: 17,1 Prozent der Kinder in Hessen verfehlen den Mindeststandard, nur 58,4 Prozent erreichen den Regelstandard im Lesen. Viertklässler können immer schlechter lesen und rechnen. Vor allem der soziale Hintergrund hat einen wachsenden Einfluss auf den Bildungserfolg. Die eine Stunde Deutsch mehr in den Jahrgangsstufen 3 und 4, für die es ohnehin keine Lehrkräfte gibt, soll überdecken und reparieren, was durch Streichung von Wochenstunden und Stellen in Intensivklassen, durch massive Arbeitsbelastung an den Grundschulen über Jahre vernachlässigt wurde. Ein erster Schritt für die Wertschätzung des Lesenlernens in der Grundschule wäre die Anhebung der Bezahlung der Grundschullehrkräfte auf A13, so wie bei allen anderen Lehrkräften auch.

Der Vorlesetag sollte nicht nur zum Lesen, sondern vor allem auch zum Nachdenken anregen. Wenn die Standards signifikant sinken, reicht keine Schaufensterpolitik. Dann muss die gesamte Sprachförderung auf den Prüfstand.“