Elisabeth Selbert wäre am 22. September 125 Jahre alt geworden. Frauen in Deutschland haben ihr viel zu verdanken.

Selbert war 1948/1949 eine von vier Frauen im Parlamentarischen Rat, der das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland verfasste und sie war 12 Jahre auch Abgeordnete der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag. Ihre Forderung, die Formulierung „Frauen und Männer sind gleichberechtigt“ ins Grundgesetz aufzunehmen, wurde vom Hauptausschuss des Parlamentarischen Rates zunächst abgelehnt. Doch Elisabeth Selbert wollte nicht aufgeben und startete eine deutschlandweite Protestkampagne. Der Parlamentarische Rat erfuhr einen regelrechten Ansturm von Beschwerden und gab dem öffentlichen Druck der Frauen schließlich nach: Am 18. Januar 1949 wurde der Gleichheitsgrundsatz als unveräußerliches Grundrecht in die Verfassung aufgenommen.

Nadine Gersberg, frauenpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag: „Durch die Unbeirrbarkeit und den starken Willen Elisabeth Selberts für die Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern wurde bereits vieles erreicht. Jetzt gilt es, weiterzukämpfen, um die tatsächliche Gleichstellung zu erreichen. Noch immer verdienen Frauen für dieselben Tätigkeiten weniger, noch immer übernehmen sie die Hauptlast der Versorgung der Familie, noch immer stoßen sie an gläserne Decken, um an Spitzenpositionen zu kommen“. Auch von der schwarzgrünen Landesregierung werde zu wenig unternommen, obwohl in Artikel 3 Abs. 2 des Grundgesetzes klar festgelegt wird, dass der Staat die tatsächliche Gleichstellung der Geschlechter fördern muss. „Die entsprechende Fachabteilung im hessischen Sozialministerium ist zu niedrig ausgestattet, das Corona-Kabinett besteht nur aus Männern. Frauen und Kinder werden nicht ausreichend vor häuslicher Gewalt geschützt und in den Ministerien gibt es nur wenige weibliche Abteilungsleiterinnen.“

Elisabeth Selbert war nicht nur eine der vier Mütter des Grundgesetzes, sondern auch Mutter von zwei Söhnen. „Auch das macht sie für mich ganz persönlich zu einem Vorbild. Denn sie zeigt, dass man eine gute Politikerin und zugleich eine gute Mutter sein kann.“ Damals habe das die gleichberechtigte partnerschaftliche Ehe der Selberts möglich gemacht und war für die damalige Zeit außergewöhnlich fortschrittlich. „Leider werden aber auch heute noch Politikerinnen zu häufig gefragt, was sie denn mit ihren Kindern machen, wenn sie ein politisches Mandat antreten. Von dieser Einstellung muss sich die Gesellschaft und die Politik endlich wegbewegen. Das Erreichen der Parität in den Parlamenten ist dabei eine wichtige Voraussetzung. Elisabeth Selbert hat den Grundstein gelegt. Jetzt ist es an uns, dafür zu kämpfen, dass die tatsächliche Gleichstellung in Deutschland erreicht wird“, so Gersberg.