Zu dem Modellversuch „Medienkunde“ an ausgewählten hessischen Schulen, den Kultusminister Lorz und Digitalministerin Sinemus (beide CDU) heute vorgestellt haben, erklärte die stellvertretende bildungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, Kerstin Geis:

„Wir brauchen keinen weiteren Schulversuch, sondern endlich ein strukturiertes Konzept für die Medienbildung an Schulen. Darauf wird seit Jahren kein Wert gelegt. Jetzt ein neues Schulfach zu präsentieren, weil Hessen als einziges Bundesland bisher kein Angebot ab Jahrgangsstufe 5 vorweisen kann, wie der „Monitor-Informatik 2022“  zeigt, ist aktionistisches Verhalten. Hessen ist weder Vorreiter noch gut aufgestellt, sondern bleibt weiterhin bundesweit Schlusslicht.

Eine zeitgemäße Bildung braucht mehr als ein experimentelles Unterrichtsfach an gerade einmal zwölf Schulen – noch dazu, wenn das Fach im Prinzip an den ausgewählten Pilotschulen schon unterrichtet wird. Statt Schnellschüsse zu fabrizieren, braucht es ein Konzept für informative Bildung, das alle Schülerinnen und Schüler erreicht. Ein Modellversuch ist dafür völlig untauglich.

Auch stellt sich die Frage, ob dieser Schnellschuss von Lorz und Sinemus die formalen Kriterien für Modellversuche laut §14 Schulgesetz überhaupt erfüllt und ob dieser mit den Bildungsverbänden abgestimmt wurde.

Statt durch aktionistische Modellversuche vom eigenen Versagen abzulenken, wäre es wichtig, bessere Bedingungen für informative Bildung an den Schulen zu schaffen. Dazu gehört es, dass Lehrkräfte verbindlich zusätzliche Stunden über die bisherige Stundentafel hinaus erhalten und die Schulen dafür mehr Lehrerstunden zugewiesen bekommen. Fraglich ist auch, warum den Schülerinnen und Schülern kein verpflichtendes, sondern nur ein freiwilliges Angebot unterbreitet wird, wenn die digitale Bildung doch angeblich so eine wichtige Rolle für Schwarzgrün spielt.

Wie es aussieht, gibt es wieder einmal viel Lärm um nichts. Dabei wäre es so wichtig, dass Hessen bei der digitalen Bildung aufholt.“