Die SPD-Fraktion im Hessischen Landtag fordert die Einführung einer Impfpflicht gegen Masern und hat einen entsprechenden Antrag ins Plenum eingebracht.

In der Debatte darüber stellte die stellvertretende Vorsitzende und gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Dr. Daniela Sommer, heute fest, dass das Impfen die sicherste Methode sei, um Krankheiten wie die Masern zu vermeiden, sie langfristig ganz auszurotten und so Menschenleben zu retten. Die über lange Zeit unentschlossene Haltung von Gesundheitsminister Kai Klose (Grüne) zur Impfpflicht sei daher unverständlich.

Sommer sagte im Landtag: „Die Masern sind eine hochansteckende und hochgefährliche Krankheit, die viele Erkrankte mit Langzeitschäden zurücklässt. Schlimmstenfalls sind die Masern sogar tödlich. Eine Impfung schützt nachweislich vor der Krankheit, Nebenwirkungen sind selten und gut beherrschbar. Das Ziel muss es sein, die so genannte ‚Herdenimmunität‘ sicherzustellen, also dafür zu sorgen, dass so viele Menschen durch Impfung gegen die Masern immun sind, dass ein Ausbruch der Krankheit nicht mehr möglich ist. Diese Herdenimmunität schützt Menschen, die aus gutem Grund nicht geimpft werden können – zum Beispiel Säuglinge, sehr alte Menschen oder Menschen mit einem geschädigten Immunsystem – vor einer Ansteckung. Allerdings braucht es dazu eine Impfquote von 95 Prozent, und diese Quote ist derzeit nicht erreicht.“

Sommer sagte, das beeindruckendste Beispiel für die Wirksamkeit von Impfungen seien die Pocken, eine der für den Menschen gefährlichsten Infektionskrankheiten überhaupt: Auf Veranlassung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verpflichteten sich im Jahr 1967 alle Staaten zu einer Pockenimpfung ihrer Bevölkerung. Zehn Jahre später, 1977, wurde in Somalia der letzte Fall einer Pockeninfektion registriert, seit 1980 gilt die Krankheit als vollständig ausgerottet und die Erde als pockenfrei, so dass eine Impfung nicht mehr erforderlich ist.

Angesichts der großen Bedeutung von Impfungen für die Gesundheit aller sei es bedauerlich, dass eine wachsende Zahl von Bürgerinnen und Bürgern, die sich für wissend und modern hielten, aus ideologischen Gründen die Impfung ihrer Kinder verweigere, sagte Sommer. „Es gibt eine kleine, aber sehr laute Gruppe von so genannten ‚Impfkritikern‘, die mit wissenschaftlich unhaltbaren Behauptungen die wirklich überschaubaren Nebenwirkungen der Masernimpfung dramatisieren und die Risiken eines fehlenden Impfschutzes herunterspielen. Dieser Desinformation müssen wir eine sachliche, auf Fakten gestützte Aufklärungskampagne entgegensetzen. Aus Erfahrung wissen wir aber, dass die beste staatliche Aufklärung nichts nützt, wenn Ideologen aus einer schlichten medizinischen Notwendigkeit wie der Masernimpfung eine Glaubensfrage machen. Deswegen setzt sich die SPD-Fraktion im Hessischen Landtag dafür ein, dass die Impfung gegen Masern für alle Kinder, die eine Kita oder Schule besuchen, sowie für alle Beschäftigten in Kinderbetreuungsstätten, Schulen und Gesundheitseinrichtungen zur Pflicht wird“, so Daniela Sommer.

Rechtlich sei eine Impfpflicht wegen ihrer hohen Bedeutung des Gesundheitsschutzes für alle Menschen vertret- und durchsetzbar, so die SPD-Politikerin. Angesichts der klaren Faktenlage sei es absolut unverständlich, dass der hessische Gesundheitsminister Kai Klose von den Grünen in der Frage der verpflichtenden Masernimpfung offenbar keinen klaren Kurs finde. „Die Gesundheitspolitik muss wissenschaftlichen Tatsachen folgen und nicht den persönlichen Befindlichkeiten einer lautstarken Minderheit. Deswegen erwarte ich von einem Gesundheitsminister klare Kante und kein unsicheres Lavieren. Es ist wirklich bedauerlich, dass Minister Klose erst auf massiven Druck hin erkannt hat, dass eine Impfpflicht sinnvoll, richtig und nötig ist“, kritisierte Daniela Sommer.