Die Auswirkungen der Corona-Pandemie treffen Kinder und Jugendliche in besonderem Maße: Kitas und Schulen sind nur eingeschränkt geöffnet und waren über lange Strecken ganz geschlossen. Auch im Privaten waren und sind Treffen mit Freunden allenfalls eingeschränkt möglich, außerschulische Angebote sind reduziert, die Suche nach einem Ausbildungspatz ist in Pandemiezeiten zusätzlich erschwert.

„Wir sehen daher dringenden Handlungsbedarf seitens des Landes Hessen, um die cornabedingten Folgen für Kinder und Jugendliche besser abzufedern“, so die sozialpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, Lisa Gnadl, heute in Wiesbaden. In dieser Forderung bestätigt sieht sich die SPD-Fraktion auch durch den schriftlichen Bericht des hessischen Sozialministers auf einen Berichtsantrag der SPD zu Kindern und Jugendlichen in der Corona-Pandemie. In dieser nun vorliegenden Antwort des Ministers auf die Fragen der Sozialdemokraten (Drucksache 20/5174) wird unter anderem auch auf Studien eingegangen, die zeigen, dass vor allem Kinder in zuvor schon konfliktbelasteten Familien besondere Schwierigkeiten bei der Pandemiebewältigung haben, dass das Risiko von häuslicher Gewalt gestiegen ist, dass viele Jugendliche Zukunftsängste haben und dass sich das Risiko von Kindern und Jugendlichen, psychische Auffälligkeiten zu entwickeln, in der Pandemie nahezu verdoppelt hat.

Lisa Gnadl sagte: „Das verdeutlicht, wir dringlich es ist, Kinder und Jugendliche besonders zu unterstützen, um die entstandenen Belastungen zu reduzieren und Langzeitfolgen möglichst zu vermeiden. Leider ist nicht erkennbar, dass die schwarzgrüne Landesregierung in Hessen hieran arbeiten würde. Wichtig ist, die bereits sichtbaren Folgen der Corona-Pandemie auf Kinder und Jugendliche systematisch zu erheben, um die Felder für besonderen Handlungsbedarf besser identifizieren zu können. Die Antworten auf unseren Berichtsantrag zeigen, dass in Hessen schon die Datengrundlage schwach ist. So kann die Landesregierung hinsichtlich der Belastungen für Kinder in stationären Einrichtungen, Heimen und Wohngruppen lediglich auf eine Erhebung aus der Schweiz verweisen. Über besondere Belastungen für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen liegen gar keine Erkenntnisse vor. Dass es der Landesregierung, wie sie in ihrer Antwort angibt, angeblich nicht möglich sei, eine repräsentative Befragung von Kindern und Jugendlichen in Hessen zu den Pandemie-Auswirkungen vorzulegen, will man kaum glauben. Das ist ein Armutszeugnis.“

Ein positives Gegenbeispiel zur Lethargie der hessischen Landesregierung sei das Förderprogramm des Bundes, das auf eine Initiative von Bundesfamilienministerin Franziska Giffey zurückgehe, sagte Gnadl. Mit diesem „Corona-Aufholpaket“ für Kinder und Jugendliche, das nach den Plänen der SPD mit zwei Milliarden Euro an Bundesmitteln ausgestattet werden solle, werde der Versuch unternommen, in der Corona-Zeit entstandene schulische Defizite durch Nachhilfe- und Förderprogramme auszugleichen und den sozialen und psychischen Folgen der Pandemie begegnet. Außerdem soll nach dem Willen der Sozialdemokraten ein Einmalbetrag an einkommensschwache Familien ausgezahlt werden, mit dem diese etwa Freizeitaktivitäten oder Sport- und Ferienangebote finanzieren können.

„Wie auch die Antworten auf unseren Berichtsantrag zeigen, ist es völlig richtig, dass das Aufholpaket des Bundes nicht nur die schulischen Lücken, sondern auch die breiteren Auswirkungen in den Blick nimmt. Ich erwarte, dass die Landesregierung in Hessen einen Plan vorlegt, wie das Bundesprogramm durch eigene Finanzmittel und Anstrengungen des Landes wirkungsvoll ergänzt wird. Die Kinder und Jugendlichen dürfen nicht zu den dauerhaften Verliererinnen und Verlierern der Pandemie werden“, forderte Lisa Gnadl.