Für die Schülerinnen und Schüler in Hessen endet heute das zweite Corona-Schuljahr. Für 243.000 Schülerinnen und Schüler waren die Schulen monatelang geschlossen. Auch viele andere konnten nur einen Bruchteil des eigentlichen Unterrichtsstoffs behandeln. Damit die Schulen nach den Sommerferien in Präsenz geöffnet werden können, bedarf es mehr als schöner Worte des Kultusministers. Der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Christoph Degen, erklärt dazu:

„Testen, Impfen und Digitalisieren werden auch im neuen Schuljahr die wichtigsten Bausteine für einen sicheren Schulbetrieb sein. Noch ein wechselhaftes Schuljahr mit einem wankelmütigen Minister würde den angerichteten Schaden nur vergrößern,“ so Degen. Die Pandemie-Erfahrungen sprächen Bände. Vor allem die Schließung der Schulen habe nicht nur zu Lernrückständen, sondern auch zu vielfältigen sozialen und psychischen Problemen bei Schülerinnen und Schüler geführt. Rund ein Viertel der 10- bis 16-Jährigen attestiere sich wegen Corona große Lernlücken, wie eine aktuelle Allensbach-Umfrage im Auftrag der Telekom-Stiftung zeige. Dies sei mit Feriencamps, die nur für einen Bruchteil der Schülerinnen und Schüler angeboten werden, nicht aufzuholen.

„Die Sommerferien sind eine Zeit des Krafttankens und der Erholung. Sie sind aber auch die Zeit, in der der Unterricht und die vielen Maßnahmen für das nächste Schuljahr geplant und vorbereitet werden. Viel Arbeit insbesondere in den Jahrgängen, die in diesem Jahr lange nicht in der Schule waren und stolz sein können auf das Geleistete trotz schwieriger Bedingungen. Wir fangen nicht bei null an, sondern können auf vielfältige Erfahrungen und wissenschaftliche Empfehlungen zurückgreifen. In diesem Sinne wünsche ich allen schöne und erholsame Ferien“, so Degen

Trotz Sommerferien habe aber zumindest der Kultusminister einiges an Hausaufgaben die Ferien über zu erledigen. Degen stellte in Wiesbaden fünf Hausaufgaben vor, deren Bearbeitung er vom Kultusminister in den Ferien erwarte:

„Erstens erwarten wir, dass der Kultusminister die Sommerferien nutzt, um einen Besinnungsaufsatz zu schreiben, warum es sinnvoll ist, gerade zum neuen Schuljahr auf Klassenzusammenlegungen zu verzichten. Wir müssen alles daransetzen, dass die sozialen Beziehungen vieler Schülerinnen und Schüler, die durch die Pandemie ohnehin stark gestört wurden, aufrechterhalten werden können.

Zweitens fordern wir, dass der Kultusminister alles Notwendige in die Wege leitet, dass im nächsten Schuljahr kein einziges Kind mehr verloren geht! Mehrere tausend junge Leute sind im vergangenen Jahr einfach abgetaucht. Lehrkräfte und sozialpädagogische Fachkräfte brauchen Unterstützung, um sich individuell und gezielt um diejenigen zu kümmern, die weniger gelernt haben oder weniger lernen konnten, weil sie keine Hilfe innerhalb und außerhalb der Familie hatten.

Drittens geben wir ihm auf einen Masterplan Chancengleichheit zu erarbeiten. Zu sehr hat die Pandemie gezeigt wie der Bildungserfolg vom Einkommen der Eltern abhängt. Schulen in benachteiligten sozialen Lagen müssen personell gestärkt und Kooperation mit Jugendeinrichtungen sowie Stadtteilzentren in Quartieren mit besonderen Entwicklungsbedarfen ausgebaut werden. Wir brauchen mehr Geld für Gemeinwesen orientierte Projekte zur Verbesserung der Bildungschancen sowie einen echten Schub bei Ganztagsausbau.

Viertens darf der Kultusminister sich auch gerne körperlich ertüchtigen und bei der Sanierung von Schulen selbst Hand anlegen. Nur das Weiterleiten von Bundesmitteln an die Schulträger reicht nicht. Wir wollen in ganz Hessen gleiche und gute digitale Lehr- und Lernbedingungen. Das setzt aber eine Bestandserhebung und zentrale Steuerung und Förderung auf Landesebene voraus. Schule ist vor allem Landesaufgabe und dann darf der Kultusminister auch gerne beim Einbau von Lüftungs- und Luftreinigungsanlagen helfen.

Fünftens ist es an der Zeit, dass Hessen für eine datenschutzkonforme Nutzung gängiger Videokonferenzsysteme und Cloud-Lösungen sorgt. Sein seit mehr als einem Jahr andauernder Versuch ein eigenes Videokonferenzsystem zu bauen ist gescheitert und verdient nur noch die Note 6. Jetzt ist Zeit für einen Neufanfang. Wir brauchen Planungssicherheit für die Schulen statt Hinhalten und Wegdelegieren von Verantwortung.“