Nach Einschätzung der gesundheits- und wissenschaftspolitischen Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Dr. Daniela Sommer, fehlen in Hessen auch zukünftig Medizinstudienplätze, um dem bereits bestehenden Ärztemangel auf dem Land effektiv entgegenzuwirken. Wissenschaftsministerin Angela Dorn (Grüne) hatte heute angekündigt, 185 so genannte „Teilstudienplätze“ für Medizin, bei denen die Zulassung nur den vorklinischen Teil des Studiums umfasst, zum Wintersemester 2022/23 in Vollstudienplätze umzuwandeln.

Dr. Sommer sagte dazu: „Mit dem heute vorgestellten Kooperationsvertrag zur Ausbildung von Studierenden der Humanmedizin am Standort Fulda, der aus 185 Teilstudienplätzen nun Vollstudienplätze machen soll, liefert Ministerin Dorn lediglich etwas, das ihr Vorgänger Boris Rhein von der CDU schon vor vier Jahren versprochen hat. Der damalige Wissenschaftsminister Rhein hat im September 2018 versprochen, bis zum Wintersemester 2020/21 insgesamt 185 der Marburger Teilstudienplätze durch die bestehende Kooperation mit dem Klinikum Fulda zu Vollstudienplätze werden. Dieser vollmundigen Ankündigung folgten keine entsprechenden Taten: Bis zum Wintersemester 2020/21 hatten nur 68 Studierende auf Teilstudienplätzen die Zulassung für den klinischen Abschnitt bekommen – das Ziel wurde deutlich verfehlt.“

Ursprünglich, so Dr. Daniela Sommer, sei das Ziel der Landesregierung gewesen, in Marburg insgesamt 405 Vollstudienplätze für Medizin anbieten zu können. „Dass es jetzt sogar 406 werden sollen, ändert an der seit Jahren schöngeredeten Medizin-Misere in Hessen nichts“, kritisierte die SPD-Politikerin.

Alle Prognosen zeigten, dass die Zahl der Studienplätze in Hessen nicht ausreiche, um die ärztliche Betreuung von Patientinnen und Patienten sicherzustellen. Das Interesse am Medizinstudium sei anhaltend hoch. Die Anzahl der Bewerbungen übersteige die Anzahl der zur Verfügung stehenden Studienplätze regelmäßig deutlich. Trotzdem tue sich in Hessen zu wenig oder nur dann, wenn die Opposition Druck ausübe. Dann kopiere Schwarzgrün gerne und viel. „Das galt für den Kodex für gute Arbeit wie für die Landarztquote. Zu diesen beiden wichtigen Neuerungen musste Schwarzgrün mit Gesetzentwürfen und Anträgen regelrecht getrieben werden. Bewegung beschränkt sich ansonsten auf das Abschieben von Verantwortung. Wir haben die Landesregierung zuletzt bei den Haushaltsberatungen aufgefordert, mehr Medizinstudienplätze zu schaffen, um dem Mangel in verschiedenen Fachdisziplinen wie der Allgemeinmedizin, der Kinder- und Jugendmedizin und im Öffentlichen Gesundheitsdienst wirksam entgegenwirken zu können. Alle wissen, dass die derzeit vorhandenen Plätze dem Ersatz- sowie dem Erweiterungsbedarf nicht gerecht werden. Es bleibt zu hoffen, dass Frau Dorn nicht ihrem Vorgänger nacheifert und tatsächlich umsetzt, was sie verspricht“, sagte Dr. Sommer.