Der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, Thorsten Schäfer-Gümbel, hat die Landesregierung erneut aufgefordert, bei der kriselnden Point-Alpha-Stiftung politisch einzugreifen. Nachdem nun auch die Theologin Ellen Ueberschär den Beirat der Stiftung verlassen habe, stelle sich die Frage nach der Handlungsfähigkeit sowohl der Stiftung als auch der Politik, sagte Schäfer-Gümbel am Mittwoch.

Vor Ellen Ueberschär, die dem Beirat von Point Alpha seit dessen Konstituierung im Jahr 2009 vorstand, hatten bereits die Stiftungsdirektorin Ricarda Steinbach sowie fünf von zehn Mitgliedern des Wissenschaftlichen Beirats ihre Ämter niedergelegt. Die hessische Landesregierung verweist bisher darauf, dass sie formal keine Möglichkeit habe, in die Arbeit der Stiftung einzugreifen.

Dem hielt Thorsten Schäfer-Gümbel entgegen: „Diejenigen, die noch in den Stiftungsgremien sitzen und an denen sich die Krise von Point Alpha festmacht, sind überwiegend Mitglieder der CDU. Ich gehe deswegen fest davon aus, dass der große Landesvorsitzende Volker Bouffier da durchaus Einfluss nehmen könnte – wenn er es denn wollte. Aber offensichtlich steht der besonders umstrittene Vorsitzende des Stiftungsrates, der Fuldaer Oberbürgermeister Heiko Wingenfeld, unter politischem Naturschutz, obwohl er die Hauptverantwortung für das Chaos in der Stiftung trägt.“

Schäfer-Gümbel forderte Ministerpräsident Bouffier auf, alle politischen Möglichkeiten zu nutzen, um die Point-Alpha-Stiftung neu und zukunftsfest aufzustellen. „Es ist ja kein Naturgesetz, dass die Länder Hessen und Thüringen, die 90 Prozent des Stiftungskapitals gestellt haben, bei Point Alpha nichts zu sagen haben. Das kann man ändern, und mein Eindruck ist, dass die thüringische Landesregierung willens ist, die Dinge neu zu sortieren. Ich unterstütze nachdrücklich alles, was dazu beiträgt, aus Point Alpha wieder eine seriöse, international angesehene Forschungs- und Erinnerungsstätte zu machen“, sagte Schäfer-Gümbel.

Die Teilnahmslosigkeit der hessischen Landesregierung sei umso verstörender, als die Zeit für Veränderungen bei der Stiftung knapp bemessen sei, so der SPD-Fraktionsvorsitzende. Er sagte: „Am 26. August – also in nicht einmal sechs Wochen – soll mit einer Festveranstaltung das zehnjährige Bestehen der Stiftung und des von ihr begründeten Point-Alpha-Preises gefeiert werden. Diesen Termin wird man nicht ohne größere Peinlichkeiten überstehen können, wenn bis dahin nicht Klarheit über die inhaltliche und personelle Ausrichtung von Point Alpha geschaffen wurde. Ich fordere Volker Bouffier daher auf, genau das zu tun, um weiteren Schaden von der Arbeit und vom Ruf der Stiftung abzuwenden. Immerhin wurde Point Alpha nicht als lokalpolitisches Spielzeug gegründet, sondern als Institution mit einem internationalen Anspruch. Und diesem Anspruch werden die derzeit Handelnden leider nicht gerecht.“