Die SPD-Fraktion im Hessischen Landtag und die SPD Hessen haben am Mittwochabend die Stiftung Adam von Trott Imshausen e.V. mit dem Georg-August-Zinn-Preis ausgezeichnet. Die SPD-Landesvorsitzende Nancy Faeser und der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Günter Rudolph, überreichten den Preis im Hessischen Landtag an die Vorsitzende der Stiftung, Dorothee Engelhard.
Nancy Faeser betonte in ihrer Laudatio auf die Preisträgerin die Bedeutung der Arbeit, mit der die Stiftung die visionäre Idee ihres Namensgebers Adam von Trott zu Solz vom friedlichen Zusammenleben der Menschen und der Völker bis heute weitertrage. Sie sei dem Humanismus, der Internationalität und den aufklärerischen Überzeugungen von Trotts verpflichtet.
„Der stiftungseigene Bildungsort Imshausen leistet mit seinen Angeboten, seinen Seminaren und seinen Kooperationen mit anderen Institutionen einen wichtigen Beitrag dazu, das historische und das politische Bewusstsein der Menschen – vor allem der jungen Menschen – zu schärfen und zu stärken. Eine Aufgabe, die heute, so glaube ich, wichtiger ist als jemals zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Und ich würde mir wünschen, dass es viel mehr dieser Orte gibt, an denen die Bedeutung der Geschichte für unsere Gegenwart und unsere Zukunft erfahrbar und begreifbar wird“, sagte Nancy Faeser.
Adam von Trott zu Solz habe zu jenen gehört, die schon früh erkannt hätten, dass der Nationalsozialismus auf direktem Weg in die Diktatur, die Barbarei und letztlich ins Verderben führen würde, so Faeser. Den Feinden der Demokratie habe er sich deswegen bis zu seiner Verhaftung und Hinrichtung 1944 entgegengestellt.
Nancy Faeser sagte: „Auch heute gibt es in Deutschland Menschen, Gruppen und Parteien, die unsere freiheitliche, offene und rechtsstaatliche Demokratie bekämpfen, ihre Repräsentanten verleumden und ihre Institutionen verächtlich machen. Inzwischen gibt es im Bundestag, in den Landtagen und in den kommunalen Parlamenten wieder Abgeordnete, die jeden Tag aufs Neue die Grenzen des Sagbaren ausloten, die bemüht sind, völkisches Denken und nationalistisches Gebaren wieder salonfähig zu machen, und die den Hass auf Menschen befeuern, die anders aussehen, anders sprechen, anders leben und anders lieben. Inzwischen schaffen es Vertreter dieser abscheulichen Geisteshaltung sogar, zum Landrat oder zum Bürgermeister gewählt zu werden.
Diesen Feinden der Demokratie gegenüber müssen wir wehrhaft sein – mit Wahrheit und Wissen, mit Mut und Mitmenschlichkeit, mit Aufklärung und Anstand. Für genau diese Werte stand Adam von Trott zu Solz in den kurzen 35 Jahren seines Lebens, dafür stand der große Sozialdemokrat Georg-August Zinn. Und dafür steht die Stiftung Adam von Trott Imshausen. Ihr den Zinn-Preis 2023 überreichen zu dürfen, ist mir, der SPD Hessen und den Mitgliedern der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag eine große Ehre und Freude.“
Hintergrund:
Adam von Trott zu Solz wurde am 9. August 1909 geboren. Der Jurist setzte sich seit Mitte der 1930er Jahre gegen die Willkür und Gewalt des Nationalsozialismus ein. Er half Verfolgten, arbeitete im „Kreisauer Kreis“ an Konzepten für eine demokratische Zukunft Deutschlands in einem vereinten Europa und plante den Umsturzversuch am 20. Juli 1944 mit. Deshalb wurde er am 25. Juli 1944 verhaftet, am 15. August 1944 vom Volksgerichtshof unter Vorsitz von Roland Freisler zum Tode verurteilt und am 26. August 1944 in der Strafanstalt Berlin-Plötzensee hingerichtet.
Die Stiftung Adam von Trott Imshausen e.V. wurde 1986 zum Gedenken an ihren Namensgeber errichtet. Sie bietet einen Ort für Dialog und Reflexion und verfolgt das Ziel, den geschichtlich bedeutsamen, in der Mitte Deutschlands gelegenen Ort Imshausen (heute ein Ortsteil von Bebra im Landkreis Hersfeld-Rotenburg) als Zentrum für Begegnung von Menschen verschiedenster Herkunft und Prägung zu erhalten und weiterzuentwickeln. Die Themen der Stiftung sind die Stärkung der Demokratie, der Einsatz für ein friedliches, vereinigtes, demokratisches Europa und die Erinnerung an den Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Verknüpfung mit den Konsequenzen der geschichtlichen Ereignisse für die Gegenwart.
Der Sozialdemokrat Georg-August Zinn war von 1950 bis 1969 hessischer Ministerpräsident und von 1951 bis 1963 zugleich Justizminister des Landes. Er war maßgeblich an der Erstellung der neuen hessischen Verfassung beteiligt, die am 1. Dezember 1946 als erste Verfassung aller westlichen Bundesländer in Kraft trat. 1956 berief Zinn Fritz Bauer zum hessischen Generalstaatsanwalt mit dem ausdrücklichen Auftrag, das Unrecht des Nationalsozialismus juristisch aufzuarbeiten.
Der Georg-August-Zinn-Preis wird seit 2002 von der SPD Hessen und der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag gemeinsam verliehen. Er ehrt Personen und Institutionen für besonderes gesellschaftliches Engagement, für Verdienste um das demokratische Miteinander und für herausragenden Einsatz im Sinne der Freiheit, der Toleranz und der Demokratie.